Julius Bär taumelt: Wachstumsflaute und Vertrauenskrise bei den Reichen

Julius Bär verzeichnet verhaltenes Wachstum im ersten Halbjahr und kommt noch nicht zur Ruhe. Ein neuer CEO, das abgeschriebene Signa-Kreditportfolio und nur geringfügiges Wachstum des Neugeldes.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

25.7.24

Julius Bär taumelt: Wachstumsflaute und Vertrauenskrise bei den Reichen

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Julius Bär | Zürich

Julius Bär veröffentlicht Halbjahreszahlen - und auch diese stehen nach wie vor im Schatten der Signa-Pleite.

Schwindendes Vertrauen der Vermögenden und ein Chefwechsel prägen das Bild

Der Glanz von Julius Bär verblasst: Reiche Privatkunden haben offenbar das Vertrauen in das traditionsreiche Geldhaus verloren. Nach dem Desaster mit der Signa-Gruppe von Rene Benko, stehen die Zeichen bei Julius Bär auf Veränderung.

Ein neuer Chef soll es richten, aber die Bilanz des ersten Halbjahres spricht Bände. Viel zu tun für den kommenden CEO Stefan Bollinger (über seine Verkündung berichteten wir hier vor wenigen Tagen).

Kundenschwund und Wachstumsprobleme

Im ersten Halbjahr 2024 konnte Julius Bär lediglich 3,7 Milliarden Franken (ca. 3,87 Milliarden Euro) von vermögenden Privatkunden anziehen – ein mageres Plus, das nur 1,7 Prozent Wachstum bedeutet.

Zum Vergleich: Der Konkurrent EFG International glänzte mit einer Neugeldrate von 7,3 Prozent. Die Zahlen zeigen klar: Julius Bär kämpft, während die Konkurrenz prosperiert.

Allerdings ist der Vergleich nicht ganz gerecht, befindet sich Julius Bär doch deutlich stärker im Umbruch als vergleichbare Institute.

Der Schatten der Signa-Pleite

Julius Bär gehörte zu den großen Kreditgebern der mittlerweile bankrotten Signa-Gruppe des österreichischen Investors Rene Benko. Anfang Februar beschloss Julius Bär, diese Position vollständig abzuschreiben – ein Schritt, der CEO Philipp Rickenbacher den Job kostete.

Die Folge: Ein spürbarer Vertrauensverlust bei den Kunden, der sich in den aktuellen Zahlen widerspiegelt. Allerdings steht Julius Bär damit nicht allein. Auch zahlreiche weitere Kreditgeber haben der inzwischen insolventen Signa-Gruppe Milliardensummen zukommen lassen.

Chefwechsel als Hoffnungsschimmer?

In einem Versuch, das Ruder herumzureißen, hat Julius Bär den Goldman-Sachs-Manager Stefan Bollinger als neuen CEO angekündigt, der Anfang 2025 übernehmen soll. Ob er das Vertrauen der vermögenden Kunden zurückgewinnen kann, bleibt abzuwarten.

Fest steht jedoch, dass Stefan Bollinger eine exzellente Erfolgsbilanz mitbringt. Neben umfangreicher Branchenkenntnis konnte Bollinger bereits zahlreiche Erfolge im Wealth Management Sektor verzeichnen. Für Julius Bär kann diese Erfolgsbilanz entscheidend sein, um die Reputation wieder geradezurücken.

Gewinnrückgang trotz Neugeld

Neben den schwachen Neugeldzuflüssen musste Julius Bär auch einen Gewinnrückgang von 14 Prozent auf 542 Millionen Franken hinnehmen. Sinkende Erträge haben das Ergebnis zusätzlich belastet. Trotz der positiven Wende im Neugeldbereich nach Januar bleibt die Gesamtsituation angespannt, wenngleich auf einem hohen Niveau.

Fazit: Große Erwartungen, große Herausforderungen

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Julius Bär unter der neuen Führung von Stefan Bollinger wieder an Vertrauen und Wachstum gewinnen kann. Angesichts der Konkurrenz und der jüngsten Vergangenheit dürfte dies jedoch kein leichter Weg werden. Die Vermögensverwalter in Zürich stehen vor einer Bewährungsprobe, deren Ausgang noch ungewiss ist.

Durch die lange Tradition und die exzellente Marktposition des Schweizer Vermögensverwalters kann die Transformation mit dem richtigen Fingerspitzengefühl definitiv gelingen.

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