Hamburg Commercial Bank stellt Geschäftsmodell neu auf und streicht Stellen

Die Hamburg Commercial Bank richtet sich strategisch neu aus, streicht Geschäftsfelder und 200 Stellen. Ziel ist es, für Investoren attraktiver zu werden – bei stabilem Wachstum und solider Profitabilität.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

17.4.25

Hamburg Commercial Bank stellt Geschäftsmodell neu auf und streicht Stellen

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HCOB | Hamburg Commercial Bank

Rückzug aus Immobilien-, Flugzeug- und Asset-Backed-Geschäft

Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) schlägt unter ihrem neuen Vorstandschef Luc Popelier ein neues Kapitel auf: Um sich attraktiver für strategische Investoren zu machen, trennt sich die Bank von gleich mehreren Geschäftsfeldern. Künftig liegt der Fokus auf Unternehmenskrediten, Infrastruktur- und Projektfinanzierungen sowie Schifffahrtsfinanzierungen. Das internationale Immobiliengeschäft, das Luftfahrtsegment sowie große Teile des Asset Backed Lending werden dagegen eingestellt.

Popelier, der seit Anfang 2024 an der Spitze der HCOB steht, begründet den Kurswechsel mit einer klaren Fokussierung:

”Wir haben entschieden, dass wir uns von Aktivitäten trennen, die nicht zu unserem Fokus passen“

So Popelier gegenüber der Börsen-Zeitung. Insbesondere das Luftfahrtgeschäft sei zu global aufgestellt, um effizient ins Profil der Bank zu passen. Auch das Immobiliengeschäft sei zu lokal geprägt, als dass eine europaweite Präsenz wirtschaftlich tragfähig wäre.

Deutlich schlankere Struktur geplant

Die Neuausrichtung hat weitreichende Konsequenzen: Die Bilanzsumme der Bank wird sich um rund 3,5 Milliarden Euro verringern – ein Rückgang um rund zehn Prozent. Gleichzeitig sollen etwa 200 der aktuell rund 930 Vollzeitstellen abgebaut werden. Damit reduziert sich die Belegschaft um etwa 20 Prozent. Der Abbau soll bis Ende 2027 sozialverträglich erfolgen, Gespräche mit den Arbeitnehmervertretungen laufen bereits.

Trotz der Einschnitte betont Popelier, dass die HCOB auf Wachstumskurs bleibt – allerdings fokussierter als bisher. In den Kernbereichen soll sogar schneller gewachsen werden als zuvor. Dazu zählt auch der Einstieg in das Retail-Einlagengeschäft, das bislang nicht Teil der Refinanzierungsstrategie war. Die Direktanlage von Privatkunden soll künftig einen kostengünstigeren Refinanzierungsmix ermöglichen.

Gewinnprognose steigt – Börsengang bleibt unwahrscheinlich

Finanziell steht die Bank weiterhin solide da. Für das Jahr 2025 peilt Popelier einen Vorsteuergewinn von 300 Millionen Euro an, ein Plus gegenüber den 250 Millionen Euro im Vorjahr. Mittelfristig ist ein Gewinn von 400 Millionen Euro das Ziel. Die Eigenkapitalrendite soll auf über sieben Prozent steigen, die Cost-Income-Ratio auf rund 45 Prozent sinken. Langfristig wird eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent bei einer Aufwandsquote von 40 Prozent angestrebt.

Ein Börsengang sei zwar formal weiterhin möglich, räumt Popelier ein – doch die Unsicherheit an den Kapitalmärkten mache dies aktuell eher unwahrscheinlich. Ein Verkauf an einen strategischen Investor sei realistischer. Die Bank sei gut kapitalisiert, sehr profitabel und verfüge über eine starke Liquiditätsposition – das seien die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Eigentümerwechsel.

Ziel: Attraktiv für Investoren – ohne Abstriche beim Kreditbuch

Trotz der Verkleinerung bleibt die Qualität des Kreditportfolios laut Popelier hoch. Der Anteil notleidender Kredite sank 2024 auf 1,9 Prozent – ein starker Wert angesichts des angespannten Immobilienmarkts. Auch die Nettozinsmarge bleibt mit 234 Basispunkten auf einem attraktiven Niveau. Die Risikovorsorge sei unter Kontrolle, größere Herausforderungen zeichnen sich derzeit nicht ab.

Zukäufe schließt die HCOB nicht aus, etwa in Form gezielter Portfolioübernahmen. Beispielhaft nennt Popelier den Kauf eines Schiffsportfolios der NIBC Bank im Volumen von einer Milliarde US-Dollar. Doch der Fokus liegt klar auf der Transformation des eigenen Geschäftsmodells.

Mit der strategischen Neuausrichtung setzt die HCOB ein klares Zeichen: Weniger Breite, mehr Tiefe – und ein Fokus auf verlässliche, wertschaffende Kundenbeziehungen. In einem zunehmend kompetitiven Umfeld soll dies der Schlüssel für nachhaltiges Wachstum und eine attraktive Bewertung am Kapitalmarkt sein.

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