Element Insurance AG vor der Insolvenz: Der Fall eines ambitionierten InsurTechs

Die Element Insurance AG meldet Insolvenz an. Nach Neugeschäftsverbot, Massenkündigungen und rechtlichen Auseinandersetzungen zieht die BaFin die Reißleine. Ein Rückblick auf die Herausforderungen und die Lehren für die InsurTech-Branche.

Anja Amend

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Anja Amend

Veröffentlicht am

8.1.25

Element Insurance AG vor der Insolvenz: Der Fall eines ambitionierten InsurTechs

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Element Insurance AG

Die Berliner Digitalversicherer-Szene verliert einen großen Namen: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am 8. Januar 2025 offiziell einen Insolvenzantrag gegen die Element Insurance AG gestellt. Nach Jahren ambitionierter, aber auch risikoreicher Entscheidungen kommt das einstige Vorzeige-InsurTech an einen dramatischen Punkt seiner Unternehmensgeschichte. Darüber berichteten zuerst der Versicheungsmonitor sowie der Versicherungsbote.

Der Anfang vom Ende: BaFin greift ein

Die BaFin hat das Amtsgericht Charlottenburg mit einem Insolvenzantrag eingeschaltet. Der vorläufige Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Friedemann Ulrich Schade, soll nun die Vermögenslage von Element klären, bevor es zu einer endgültigen Entscheidung kommt. Bis dahin bleiben alle Zwangsvollstreckungsmaßnahmen ausgesetzt – eine Atempause für das Unternehmen, das zuletzt immer stärker unter Druck geraten war.

Ein Rückblick: Die Herausforderungen für Element

Die Insolvenzmeldung kommt nicht aus dem Nichts. Bereits seit Monaten häuften sich die Probleme für Element Insurance:

  1. Neugeschäftsverbot
    Ein entscheidender Schlag war das von der BaFin im Dezember 2024 verhängte Neugeschäftsverbot. Es folgte auf den Verlust eines essenziellen Rückversicherungsvertrags – ein Problem, das die Finanzaufsicht zu ihrer drastischen Maßnahme zwang.
  2. Massenkündigungen und rechtliche Bedenken
    Ein weiterer Skandal entbrannte rund um die kollektive Kündigung von mindestens 30.000 Wassersport-Haftpflichtversicherungen. Element argumentierte, dies sei Teil einer „strategischen Anpassung“ des Geschäftsmodells. Doch ein Gutachten des renommierten Juraprofessors Schwintowski erklärte solche Massenkündigungen als rechtswidrig und forderte die BaFin zum Handeln auf.
  3. Reputationsverlust
    Die Kombination aus rechtlichen Auseinandersetzungen, einem unklaren Geschäftsmodell und den internen Umstrukturierungen führte zu einem immensen Reputationsverlust – sowohl bei Kunden als auch bei Partnern.

Was bedeutet das für Kunden und die Branche?

Die Insolvenz von Element ist nicht nur ein Weckruf für InsurTechs, sondern auch für die Versicherungsbranche insgesamt. Die hohe Abhängigkeit von Rückversicherungsverträgen und das schnelle Wachstum ohne nachhaltige Strukturen zeigen die Risiken in diesem Marktsegment auf.

Für die betroffenen Kunden bleibt abzuwarten, wie sich die Abwicklung ihrer bestehenden Verträge gestaltet. Der Insolvenzverwalter hat angekündigt, den Kundenservice weiterhin zu gewährleisten, solange die Vermögenslage geprüft wird.

Ein Ende mit Nachhall

Die Insolvenz von Element Insurance AG markiert ein Ende, das der Branche schadet, aber auch wichtige Lektionen bietet. InsurTechs müssen nicht nur innovativ, sondern auch finanziell robust sein, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Ob es für Element doch noch eine Zukunft gibt, hängt nun davon ab, ob sich ein Investor findet – und wie schnell Vertrauen zurückgewonnen werden kann.

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