Zinswende: US-Notenbank senkt erstmals seit 2020 den Leitzins

Die US-Notenbank senkt erstmals seit 2020 den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte. Mitten im Wahlkampf zeigt sich die Fed unabhängig von politischen Einflüssen – doch die Angst vor einer neuen Inflationswelle bleibt.

Yara Wilske

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Yara Wilske

Veröffentlicht am

19.9.24

Zinswende: US-Notenbank senkt erstmals seit 2020 den Leitzins

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Chef der US-Notenbank Federal Resere: Jerome Powell | Bildnachweis: Federal Reserve

Nach vier Jahren Zinsstillstand hat die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) das Ruder herumgerissen. In einem überraschend großen Schritt senkte sie den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte – und das sorgt für ordentlich Wirbel. Die Inflation in den USA schwächt sich zwar ab, doch viele fragen sich: Ist das der richtige Zeitpunkt für eine so drastische Maßnahme?

Fed bricht mit der eigenen Linie

Dass die Fed den Leitzins senken würde, war erwartet worden. Aber dass es gleich um 0,5 Prozentpunkte gehen würde, dürfte so manchem Finanzexperten die Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben.

Im Kampf gegen die Inflation hatte die US-Notenbank den Leitzins über ein Jahr lang bei stolzen 5,25 bis 5,50 Prozent gehalten – jetzt die Kehrtwende. Fed-Chef Jerome Powell ließ zuvor durchblicken, dass die Zinsentscheidungen künftig verstärkt datenbasiert sein würden. Und offenbar deuten die aktuellen Zahlen darauf hin, dass der Weg für Zinssenkungen frei ist. Aber ob das so clever ist?

Kommt jetzt die nächste Zinsrunde?

Die Senkung des Leitzinses auf 4,75 bis 5,00 Prozent dürfte nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die neuen Wirtschaftsprognosen der Fed zeigen, dass weitere Senkungen in diesem Jahr durchaus wahrscheinlich sind. Experten rechnen mit einem Leitzins von 4,4 Prozent bis Jahresende. Für 2025 könnte der Zins sogar auf 3,4 Prozent sinken. Klingt nach rosigen Aussichten – wäre da nicht die Angst vor einer Rückkehr der Inflation.

Durch die blobalen Märkte und den US-Dollar als Leitwährung beobachten Ökonomen Zinsschritte der Federal Reserve besonders genau. Nicht zuletzt, da Währungsdynamiken schnell auf weitere Märkte Auswirkungen haben.

Fed trotzt dem Wahlkampf

Als wäre die Zinssenkung nicht schon spannend genug, fiel die Entscheidung mitten in den US-Wahlkampf. Donald Trump, der sich für die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner in Stellung bringt, hatte die Fed dazu aufgefordert, die Zinswende erst nach den Wahlen anzugehen.

Fed-Chef Powell zeigte ihm jedoch die kalte Schulter: „Wir sind unabhängig“, so die klare Ansage. Die US-Wirtschaft steht vor einem Balanceakt – zu hohe Zinsen könnten eine Rezession auslösen, zu frühe Zinssenkungen wiederum die Inflation anheizen. Wie es weitergeht? Die nächsten Monate werden es zeigen.

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