Postbank wagt Offensive: Gebührenfreies Konto soll Kunden locken

Die Postbank plant 2025 ein gebührenfreies Konto, um neue Kunden zu gewinnen. Gleichzeitig stehen massive Filialschließungen und Stellenabbau an. Mutige Strategie oder riskanter Drahtseilakt? Ein Blick auf die Pläne.

Yara Wilske

Ein Beitrag von

Yara Wilske

Veröffentlicht am

5.12.24

Postbank wagt Offensive: Gebührenfreies Konto soll Kunden locken

Bildnachweis:

Postbank

Die Postbank plant einen radikalen Schritt: Im kommenden Jahr soll ein gebührenfreies Konto eingeführt werden, um die Attraktivität für Neukunden zu steigern. Der Schritt ist Teil einer umfassenden Transformation, die neben neuen Kontomodellen auch einen massiven Stellen- und Filialabbau beinhaltet. Doch reicht ein kostenloses Konto, um in einem hart umkämpften Markt zu punkten?

Gebührenfrei als Antwort auf die Neobanken?

Die Idee eines kostenlosen Kontos ist nicht neu, aber bei etablierten Banken ein echtes Novum. Während Neobanken wie N26 oder Revolut längst mit gebührenfreien Basisangeboten punkten, hat sich die Postbank bisher zurückgehalten. Doch das soll sich ändern. Laut Dominik Hennen, Leiter des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank und Postbank, ist das Ziel klar: „Wir wollen viele Neukunden gewinnen.“

Hennen kündigte im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ an, dass die neuen Kontomodelle modular aufgebaut sein werden. Ein Baustein davon: ein Konto ohne Gebühren. „Es wäre naheliegend, wenn der günstigste dieser Bausteine gebührenfrei wäre“, erklärte er. Das Angebot soll im ersten Halbjahr 2025 starten und könnte die Postbank zurück ins Rennen um die Preisbewussten bringen.

Der Kampf um 19 Millionen Kunden

Mit 19 Millionen Privatkunden gehört die Postbank zusammen mit der Deutschen Bank zu den Schwergewichten im deutschen Bankenmarkt. Doch der Druck ist hoch. Neobanken und Sparkassen locken mit innovativen Angeboten und einfacher Zugänglichkeit. Hennen zeigt sich optimistisch: Bereits mit Tagesgeldkampagnen habe man in den letzten Monaten zahlreiche Neukunden gewonnen. Ein gebührenfreies Konto könnte diesen Erfolg fortsetzen.

Transformation mit Schattenseiten: Stellenabbau und Filialschließungen

Während die Einführung des kostenlosen Kontos positiv klingt, bleibt die Kehrseite der Transformation nicht verborgen. Im Zuge der Neuausrichtung plant die Postbank bis Ende 2026 massive Einschnitte. Über 230 der derzeit 550 Filialen sollen schließen – allein 78 davon noch im laufenden Jahr. Parallel dazu steht ein Stellenabbau im vierstelligen Bereich an.

Um die verbleibenden Filialen moderner zu gestalten, setzt die Postbank auf sogenannte „Digitalcoaches“. Diese sollen Kunden vor Ort den Zugang zu den digitalen Angeboten erleichtern. Hennen beschreibt dies als „notwendigen Schritt“, um den Wandel hin zu einer stärker digitalisierten Bank zu begleiten.

Ein mutiger Schritt – mit Risiken

Die Strategie der Postbank ist klar: Mit einem kostenlosen Konto will sie Marktanteile zurückgewinnen und sich als moderne Alternative zu den Neobanken positionieren. Doch der Erfolg ist alles andere als garantiert. Die Herausforderung liegt darin, dass sich Kunden heutzutage nicht nur durch Kostenlosigkeit überzeugen lassen. Nutzer erwarten intuitive Apps, schnelle Prozesse und einen exzellenten Service – und genau hier setzen die jungen Wettbewerber den Maßstab.

Gleichzeitig birgt die radikale Transformation Risiken. Der massive Stellen- und Filialabbau könnte bestehende Kunden verunsichern. Wer die persönliche Betreuung schätzt, könnte zur Konkurrenz abwandern. Auch die Frage, ob die Digitalisierung mit den geplanten „Digitalcoaches“ schnell genug vorangetrieben wird, bleibt offen. Schließlich konkurriert die Postbank mit Anbietern, die von Grund auf digital gedacht sind.

Ähnliche Beiträge