Finanzen.net Zero für 400 Millionen Euro verkauft: Ein überraschender Fintech-Deal

Axel Springer verkauft Finanzen.net und den Neobroker Finanzen.net Zero für 400 Millionen Euro an Inflexion. Branchenexperten zweifeln an der Bewertung, während der Fokus auf die Verzahnung von Finanzinhalten und Brokerage liegt.

Yara Wilske

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Yara Wilske

Veröffentlicht am

18.11.24

Finanzen.net Zero für 400 Millionen Euro verkauft: Ein überraschender Fintech-Deal

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Der Verkauf von Finanzen.net und dem zugehörigen Neobroker Finanzen.net Zero markiert einen der größten Deals der deutschen Fintech-Branche. Axel Springer veräußerte die Plattform und weitere Beteiligungen an die Private-Equity-Firma Inflexion – zu einer überraschenden Bewertung von 400 Millionen Euro. Branchenexperten sind skeptisch, ob dieser Preis gerechtfertigt ist.

Ein Deal, der die Branche aufhorchen lässt

Axel Springer gab den Verkauf am Freitagvormittag bekannt und überraschte mit der hohen Bewertung. Neben Finanzen.net Zero gehören auch der Robo-Advisor Oskar und der Softwareanbieter Traderfox zum Paket. Die Gründer Peter Schille und Jens Ohr bleiben weiterhin beteiligt, was die Kontinuität der Geschäftsführung sicherstellen soll. Die Transaktion ist das Ergebnis monatelanger Verhandlungen, die laut Insidern bereits im Frühjahr 2023 begannen.

Von 250 auf 400 Millionen Euro: Wie kam es zu dieser Bewertung?

Bereits im März 2023 kursierte eine Preisvorstellung von 250 Millionen Euro für Finanzen.net. Diese Zahl wurde von Marktbeobachtern als ambitioniert angesehen, zumal die Plattform zwar solide, aber nicht spektakulär wachsende Zahlen vorweisen konnte. Dass der finale Kaufpreis nun bei 400 Millionen Euro liegen soll, sorgt für Diskussionen in der Branche. Mit einem 26-fachen Jahresgewinn liegt die Bewertung deutlich über dem Durchschnitt vergleichbarer Fintech-Unternehmen.

Die Rolle des Neobrokers Finanzen.net Zero

Ein wesentlicher Treiber des Deals dürfte der Neobroker Finanzen.net Zero sein. Während Plattformen wie Trade Republic oder Scalable Capital bereits mehr als eine Million Kundinnen und Kunden verzeichnen, liegt Finanzen.net Zero mit geschätzten 100.000 Nutzern weit zurück. Dennoch sehen die neuen Eigentümer großes Potenzial in der Verknüpfung von Finanzinhalten und Broker-Diensten. Diese strategische Verzahnung könnte der Schlüssel sein, um im umkämpften Markt an Boden zu gewinnen.

Solide Zahlen, aber keine Wachstumsexplosion

Laut Bundesanzeiger erwirtschaftete die Finanzen.net GmbH zuletzt einen Rohertrag von rund 30 Millionen Euro und einen Jahresüberschuss von 15 Millionen Euro – Zahlen, die über Jahre stabil blieben. Für 2023 wurde lediglich ein leichtes Umsatzwachstum prognostiziert. Ob das Unternehmen durch den Neobroker deutlich wachsen kann, bleibt abzuwarten. Brancheninsider betonen, dass die Konkurrenz in diesem Segment hart ist und der Kundenaufbau erhebliche Investitionen erfordert.

Die Vision von Inflexion: Wachstum durch Integration

Inflexion will die Marke Finanzen.net und den Neobroker stärker miteinander verzahnen. Der Fokus liegt darauf, Finanzinhalte und Brokerage-Dienste in einer nahtlosen Nutzererfahrung zu kombinieren. Diese Strategie könnte dem Unternehmen helfen, sich in einem Markt zu behaupten, der zunehmend von Plattformen dominiert wird, die sowohl intuitive Bedienung als auch attraktive Gebührenmodelle bieten.

Herausforderungen für den neuen Eigentümer

Trotz der optimistischen Pläne wird der Kaufpreis von 400 Millionen Euro kritisch betrachtet. Die Bewertung setzt voraus, dass Finanzen.net Zero eine deutlich größere Rolle im Markt einnehmen wird – eine ambitionierte Annahme angesichts der starken Konkurrenz durch etablierte Player. Der Erfolg wird davon abhängen, wie gut die neue Eigentümerstruktur das Potenzial der Plattform ausschöpfen kann.

Fazit: Ein Deal mit hohen Erwartungen

Der Verkauf von Finanzen.net und Finanzen.net Zero zeigt das Vertrauen von Inflexion in das Wachstumspotenzial der Plattform und des Neobrokers. Ob die ambitionierte Bewertung von 400 Millionen Euro gerechtfertigt ist, bleibt abzuwarten. Die Branche wird den nächsten Schritten des neuen Eigentümers mit Spannung folgen – vor allem, ob die Verzahnung von Finanzinhalten und Brokerage ein Erfolgsmodell wird.

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