Einblicke in den Immobilienmarkt und die Zinsentwicklung

Der Immobilienmarkt kommt nicht zur Ruhe. Nach ewig andauernden Märchen über eine blasende Platze sind die Zinsen auf einem weiterhin angespannten Niveau. Als wäre das nicht herausfordernd genug, sind auch immer mehr Banken restriktiv in der Kreditvergabe. Wir haben Marco Edel, Gründer des Baufinanzierungsspezialisten Q21 aus Tübingen, zur aktuellen Lage am Immobilienmarkt interviewt.

Herr Edel, der Immobilienmarkt hat sich in den letzten Jahren stark verändert, vor allem durch die Schwankungen bei den Zinsen. Als Gründer von "Q21" und Experte für Baufinanzierung – wie beurteilen Sie die aktuelle Lage auf dem Immobilienmarkt?

Marco Edel: Die Lage auf dem Immobilienmarkt ist aktuell von vielen Unsicherheiten geprägt. Nach den jahrelangen Niedrigzinsen erleben wir nun einen starken Anstieg der Bauzinsen, was den Markt deutlich abgekühlt hat. Käufer, die früher leicht einen Kredit bekommen haben, müssen heute höhere Hürden überwinden. Gleichzeitig gibt es eine Unsicherheit bei den Immobilienpreisen – in einigen Regionen sehen wir stabile Preise, während in anderen Gebieten ein leichter Rückgang zu beobachten ist.

Wie stark haben die steigenden Zinsen den Markt beeinflusst?

Marco Edel: Die Auswirkungen sind erheblich. Wer sich vor zwei oder drei Jahren ein Darlehen sichern konnte, hat oft Zinsen um die 1 % bekommen. Heute liegen wir je nach Bonität und Eigenkapitalquote zwischen 2 und 4 %. Das bedeutet, dass sich die monatliche Belastung für einen Kreditnehmer fast verdoppelt hat. Das schreckt viele potenzielle Käufer ab, insbesondere Erstkäufer oder junge Familien, die nicht über große Eigenkapitalreserven verfügen.

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Das klingt nach einer angespannten Situation. Wie sollten sich Immobilieninteressenten in dieser Phase verhalten?

Marco Edel: Es ist jetzt wichtiger denn je, genau hinzusehen und nicht überstürzt zu handeln. Eine fundierte Finanzplanung ist unerlässlich. Ich rate dazu, sich genau zu überlegen, welche Immobilie man sich wirklich leisten kann – und das unter Berücksichtigung auch eines weiteren möglichen Zinsanstiegs. Gleichzeitig sollten Käufer die Nebenkosten nicht unterschätzen und ein gewisses Polster für unerwartete Ausgaben einplanen.

Weiterhin sind auch Finanzierungspartner stärker gefragt: während es in der Niedrigzinsphase das typische „Brot und Butter“ Geschäft gewesen ist, wandelt sich die Restriktivität der Banken stark. Berater müssen Fälle deutlich besser vorbereiten. Wer echte Beziehungen zu Banken hat, kann in dieser Phase herausstechen.

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Wie sehen Sie die Preisentwicklung in den kommenden Jahren? Gibt es Regionen, in denen der Immobilienkauf trotz hoher Zinsen noch sinnvoll ist?

Marco Edel: Es ist schwer, eine pauschale Aussage zutreffen, da die Preisentwicklung stark regional unterschiedlich ist. In starknachgefragten Großstädten wie München, Hamburg oder Stuttgart werden die Preisevermutlich stabil bleiben, auch wenn das Wachstum langsamer wird oderkurzfristig stagniert. In ländlichen Gegenden oder strukturschwachen Regionen könnten wir aber auch Preisrückgänge sehen. Grundsätzlich gilt: Eine Immobilie sollte nicht nur als Spekulationsobjekt gesehen werden, sondern auch als langfristige Investition, die zur Lebenssituation passt.

Insgesamt profitieren wir vor allem beim Wohnimmobilienmarkt vom starken Individualbedürfnis vieler Menschen. Die „eigenen vier Wände“ haben einen hohen Stellenwert, weshalb sich die Investition in eben diese häufig auszahlt. Nicht nur emotional, sondern auch aus Renditegesichtspunkten.

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Viele Menschen fragen sich, ob sie besser noch warten sollten, bis die Zinsen wieder sinken. Was ist Ihre Einschätzung dazu?

Marco Edel: Die Zinsen sind ein unsicherer Faktor und niemand kann mit Sicherheit vorhersagen, wie sie sich entwickeln werden. Die Europäische Zentralbank ist in einer schwierigen Lage – einerseits müssen die Inflation gebremst und andererseits die Konjunktur angekurbelt werden. Ich rate dazu, sich nicht allein von den aktuellen Zinsen leiten zu lassen. Wer eine passende Immobilie findet und diese langfristig finanzieren kann, sollte zuschlagen, wenn das Gesamtpaket stimmt. Es gibt immer die Möglichkeit, bei zukünftigen Zinssenkungen eine Anschlussfinanzierung zu günstigeren Konditionen zu sichern.

Auch dürfen wir die historische Zinsentwicklung nicht vergessen. Zinsen von knapp über 3% sind mitnichten hohe Zinsen. Insbesondere ältere Personen werden sich noch gut an Zeiten mit deutlich höheren Zinsen erinnern.

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Abschließend, Herr Edel, was sind Ihre Tipps für Menschen, die jetzt über den Kauf einer Immobilie nachdenken?

Marco Edel: Mein wichtigster Tipp ist: Lassen Sie sich umfassend beraten. Ein Gespräch mit einem unabhängigen Finanzierungsexperten kann helfen, die eigenen Möglichkeiten realistisch einzuschätzen. Außerdem sollten Sie verschiedene Finanzierungsangebote einholen und vergleichen. Es ist auch ratsam, über alternative Finanzierungsmodelle nachzudenken, wie zum Beispiel die Kombination aus Festzinsdarlehen und variablen Zinsen, um flexibel zu bleiben. Und last but not least: Behalten Sie immer Ihre langfristigen Ziele im Auge und planen Sie nicht nur für die nächsten fünf, sondern für die nächsten 20 bis 30 Jahre.