Die Commerzbank prüft einen Stellenabbau, um ihre Eigenständigkeit zu sichern und gegen die Übernahmeversuche von Unicredit anzukämpfen. Am 13. Februar wird die neue Strategie präsentiert.
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Commerzbank AG
Die Commerzbank steht vor einer der größten strategischen Herausforderungen ihrer jüngeren Geschichte. Mit der Übernahmebedrohung durch die italienische Großbank Unicredit wächst der Druck, die Aktionäre von einer eigenständigen Zukunft zu überzeugen. Berichten zufolge prüft das Institut im Zuge seiner Strategieanpassung einen Stellenabbau von mehreren Tausend Arbeitsplätzen, um die Kosten-Ertrags-Quote weiter zu senken und die Profitabilität zu steigern.
Der Übernahmekampf zwischen der Commerzbank und Unicredit hat sich in den letzten Monaten verschärft. Unicredit hat sich über Derivate bereits Zugang zu bis zu 28 Prozent der Commerzbank-Aktien gesichert und ist damit ein ernstzunehmender Akteur im Übernahmeszenario. Doch die deutsche Großbank will ihre Eigenständigkeit bewahren. Mit einer neuen Strategie, die am 13. Februar auf einem Kapitalmarkttag präsentiert werden soll, hofft die Commerzbank, ihre Aktionäre zu überzeugen und gleichzeitig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.
Die neue Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp, die im Oktober 2024 das Ruder übernommen hat, muss nun beweisen, dass die Commerzbank auch ohne Unicredit profitabel wachsen kann. Orlopp hat bereits betont, dass „die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eine unternehmerische Daueraufgabe“ sei. Die Frage ist, ob Einsparungen allein ausreichen, um die nötige Rendite zu liefern.
Laut Financial Times könnte ein Stellenabbau Teil der neuen Strategie sein. Betroffen wären mehrere Tausend Arbeitsplätze, obwohl die Commerzbank in den letzten Jahren bereits drastisch Personal abgebaut hat. Von ehemals 50.000 Beschäftigten Anfang des Jahrzehnts sind aktuell noch rund 37.000 Vollzeitstellen übrig. Parallel dazu hat die Bank Investitionen in Technologie und IT ausgebaut, oft durch Verlagerung von Arbeitsplätzen in kostengünstigere Märkte wie Polen und Tschechien.
Der Stellenabbau würde vor allem das Inland betreffen. IT-Ressourcen und digitale Kompetenzen sollen weiter gestärkt werden, auch als Antwort auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck durch digitale Banken und Fintechs. Gleichzeitig ist die Kostensenkung essenziell, um die Eigenkapitalrendite, die bis 2027 auf mehr als 12 Prozent steigen soll, zu erreichen.
Die Übernahme durch Unicredit bleibt das Damoklesschwert über der Strategie der Commerzbank. Die italienische Bank hat gezeigt, dass sie mit ihrer Tochter HypoVereinsbank (HVB) in München ein effizientes Modell etablieren kann. Analysten von J.P. Morgan haben errechnet, dass Unicredit die Belegschaft der Commerzbank bei einer Übernahme um bis zu 8.140 Stellen reduzieren könnte. Die Zahlen illustrieren den Druck, unter dem die Commerzbank steht, eine glaubwürdige und nachhaltige Eigenständigkeitsstrategie zu präsentieren.
Die Bundesregierung, die weiterhin einen Anteil von 12 Prozent an der Commerzbank hält, hat eine Veräußerung ausgeschlossen. Doch private Aktionäre werden ihre Entscheidung davon abhängig machen, ob die Commerzbank ihnen bessere Zukunftsperspektiven bieten kann als eine mögliche Übernahme durch Unicredit.
Während Kostensenkungen ein wesentlicher Teil der Strategie sein dürften, reichen sie allein nicht aus, um die Herausforderungen zu bewältigen. Die rückläufigen Zinsen setzen die Ertragslage der Bank unter Druck. Zwar konnte die Commerzbank ihre Erträge aus Gebühren und Provisionen steigern, doch das allein reicht nicht, um die Effizienz- und Rentabilitätsziele zu erreichen. Ein vielversprechender Hebel könnten neue Technologien wie Künstliche Intelligenz sein, die Orlopp bereits als Schlüssel zur Produktivitätssteigerung identifiziert hat.
Der Betriebsrat ist bislang nicht in die Überlegungen zum Stellenabbau eingebunden. Dennoch dürfte auch er aufmerksam beobachten, wie sich die Pläne entwickeln, insbesondere im Hinblick auf die potenziellen Auswirkungen auf die Beschäftigten.
Mit dem Strategie-Update am 13. Februar wird die Commerzbank Farbe bekennen müssen. Wie genau die Balance zwischen Einsparungen und Wachstumsinvestitionen aussieht, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass die Bank in den kommenden Wochen nicht nur ihre Aktionäre, sondern auch den Markt insgesamt von ihrer Zukunftsfähigkeit überzeugen muss.
Die Entscheidung wird weitreichende Konsequenzen haben – sowohl für die Beschäftigten als auch für die Wettbewerbslandschaft im deutschen Bankenmarkt. Ob die Commerzbank es schafft, eigenständig zu bleiben, hängt davon ab, wie überzeugend ihre Vision für die Zukunft ausfällt.
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